Heidi, Freiwillige in einem Kindergarten in Begoro

Der Wunsch einen Freiwilligendienst zu absolvieren bestand schon sehr lange. Endlich war der richtige Zeitpunkt gekommen. Meinen damaligen Job hatte ich gekündigt, ich brauchte einfach eine Veränderung.

Das es Ghana wurde war recht schnell klar. Denn meine Kriterien zur Auswahl waren wie folgt: Es sollte ein englisch sprachiges Land sein, politisch stabil, kein Bürgerkrieg, Demokratie und eine gute Organisation die mich dabei unterstützt und keine "Freiwilligenabzocke" betreibt. Im Internet bin ich auf Crystal e.V. gestoßen und war am Anfang skeptisch: Bin ich wirklich in guten Händen? Ist es so, wie ich es mir vorstelle? Durch Freunde hatte ich erfahren, dass mit dem Begriff "Freiwilligendienst" auch viel Schindluder betrieben wird und war daher vorsichtig. Ich füllte die Anmeldung aus und schickte diese zu Crystal. Damaris rief mich darauf hin an und nahm mir meine Ängste. Darauf hin telefonierte ich noch einmal mit Kas. Er lud meinen Freund und mich dann zu einem persönlichen Vortreffen ein. Das verlief wirklich super. Ich konnte alle meine Fragen stellen und erhielt einen super Einblick in die ghanaische Kultur und Tradition. Zum Abschluss wurde lecker ghanaisch gekocht. Somit war klar: mein 3 monatiger Freiwilligendienst werde ich in Ghana mit Hilfe von Crystal e.V. absolvieren!

Nach dem die Reisevorbereitung (Impfungen, Flugbuchung usw....) abgeschlossen waren ging es Mitte Mai 2013 los. In Accra bin ich abends nach einem entspannten Flug gelandet. Sam holte mich ab. Er fuhr mich ins Hotel, welches nur 20 min. entfernt war. Das Zimmer war für ghanaische Verhältnisse total super und mit das beste Hotelzimmer in dem ich während meiner Zeit übernachtet habe... Sehr sauber, Klimaanlage, ein bequemes Bett und fließendes Wasser, sogar teilweise warm (das war das einzige mal in Ghana, das ich fließendes und dazu noch warmes Wasser hatte...)! Am nächsten morgen gab es dann ein leckeres Frühstück bevor mich Sam abholte und wir nach Begoro fuhren. Als wir losfuhren war wir auf dem 3-spurigen Highway unterwegs, perfekt Asphaltiert. Ich war völlig erstaunt über diese tollen Straßenverhältnisse. Doch um so weiter wir die Hauptstadt Accra hinter uns ließen desto schlechter wurde die Straße. Erst einspurig, dann riesige Schlaglöcher, dann ganze Abschnitte Schotterpiste. Aber auch die Häuser veränderten sich. In Accra selbst gibt es hauptsächlich Betonhäuser, sehr viele auch sehr luxuriös ausgestattet. Doch auch dies veränderte sich. Schon kurz hinter Accra waren neben "Betonhäusern", auch ganz kleine Lehmhütten zu finden, oder ein einfache Holzverschläge als Haus. Ziegen, Schafe und Hühner liefen durch die Gegend und viele sah man draußen am offenen Feuer das Essen kochen. Aber auch Müll lag teilweise in riesigen Mengen im Straßengraben oder am Wegesrand. Nach 3h kamen wir dann in Begoro an. Begoro liegt super malerisch inmitten der Eastern Region. Der tropische Regenwald liegt direkt vor der Haustür und zum Abkühlen gibt es fußläufig einen Wasserfall.
Kas Mutter nahm mich super herzlich in Empfang und drückte mich erst einmal kräftig. Danach gab es ein paar Nudeln mit Soße zur Stärkung. Dabei lernte ich auch die anderen Freiwilligen, Helen, Alex und Ansgar kennen, die bei ihr wohnten. Alle waren super nett und es war einfach toll, sich über die vielen Eindrücke, die ich schon während der Fahrt gewonnen hatte auszutauschen.

Nach dem Essen fuhr mich Sam zu meiner Gastfamilie. Die war zehn Gehminuten von der Unterkunft der anderen Freiwilligen entfernt. Meine Gastmutter (Emilia), mein Gastvater (Alex) und meine Gasttochter (Christiana) begrüßten mich herzlichst. Sie zeigten mir mein Zimmer, welches richtig schön war. Ich hatte ein Doppelbett, ein kleinen Schrank und Blick auf den Garten der Familie. Auch hier bekam ich erstmal etwas leckeres ghanaisches gekocht. Ich war die erste Freiwillige in ihrem zu Hause, daher waren sie sehr interessiert, an dem was ich in Deutschland mache und überhaupt an allem was ich an Gepäck dabei hatte oder an Kleidung trug. Am Anfang war es natürlich ungewohnt wieder in einer "Familie" zu wohnen, da ich bereits seit vielen Jahren alleine bzw. mit meinem Freund wohne. Aber da ich so herzlich empfangen wurde und die Familie so lieb war, war das alles kein Problem. Alex (Gastvater) hat mich dann auch zu meinem ersten Tag im Kindergarten begleitet. Ich habe dort die Lehrerin der Kindergartenklasse 1 der Anglican School unterstützt. Da die Lehrerin nicht so gut englisch verstand bzw. gesprochen hat, war es teilweiße schon schwierig miteinander zu kommunizieren, aber irgendwie hat es immer geklappt. Meine Aufgaben begannen morgens mit dem Reinigen der Trinkkanister und Becher für die Kinder, wobei auch hierbei die Kinder immer geholfen haben (in Ghana helfen die Kinder immer sehr viel mit). Dazu kam das ich die Lehrerin in jeglicher Form unterstützt habe, wie z.B.: Aufgaben kontrollieren, zusammen singen & tanzen, Hefte austeilen, für Ruhe sorgen... Mittags habe ich dann immer zusammen mit der Köchin das Essen an die über 80 Kindergartenkinder verteilt. Die Zeit im Kindergarten war sehr schön, aufregend und teilweiße auch erschreckend. In Ghana werden Kinder immer noch mit dem Stock in der Schule geschlagen. Das ist dort alltäglich und normal, stoßt bei einem Europäer aber auf totales Unverständnis. Am schönsten war es immer freitags. Da ist Markttag in Begoro und an diesem Tag gab es keinen richtigen Unterricht im Kindergarten sondern es wurde draußen viel gespielt. Das hat allen immer sehr viel Spaß gemacht.

Viel habe ich über die ghanaische Kultur bei meiner Gastfamilie gelernt. Sie nahmen mich mit zu einer ghanaischen Beerdigung, einer muslimischen Hochzeit aber auch zum Krankenbesuch der Nichte. Sie zeigten mir, wo Sie Wasser holen, wie "richtig" mit der Hand gewaschen wird, nahmen mich mit um mir zu zeigen, wie sie Ihr Feld bearbeiten, und natürlich wie ghanaisch gekocht wird. Aber auch ich konnte ihnen Dinge zeigen und näher bringen, wie z.B. das Internet, oder auch wie man Emails verschickt oder diese empfängt. Noch heute telefonieren wir regelmäßig miteinander und ich hoffe ich werde sie eines Tages wiedertreffen. Ende Juli war dann mein Freiwilligendienst im Kindergarten beendet da es Sommerferien gab. Zusammen mit meinem Freund bin ich dann noch 2 Wochen durchs Land gereist und habe dabei noch soviel andere schöne Fleckchen von Ghana entdeckt. Am schönsten war es aber als wir noch einmal zurück nach Begoro gekehrt sind. Die Leute dort sind einfach so freundlich und herzlich. Jeder grüßt jeden und dazu hat man ein angenehmes Klima, da Begoro relativ hoch liegt. Auch wird man hier als "Obruni" (Weißer) nicht abgezockt oder ähnliches.

Auch wenn ich in den ersten 24h nach meiner Ankunft gedachte habe "Oh mein Gott, was machst Du hier überhaupt?" Ist dieser Gedanke sehr schnell verflogen und ich habe besonders die entspannte Lebensweise in Ghana sehr genossen.

Ich kann nur jedem zu einem Freiwilligendienst raten ob jung oder alt. Es ist eine Erfahrung fürs Leben, die ich nie mehr missen möchte. Mit Crystal e.V. habt Ihr dabei auch den richtigen Ansprechpartner. Crystal hat auch vor Ort einen Koordinator, der sich um alles kümmert, wenn Fragen oder Wünsche auftauchen. Aber auch Kas ruft Euch und auch die Gastfamilie in regelmäßigen Abständen vor Ort an um zu hören ob alles in Ordnung ist. Rundum fühlt man sich sehr gut betreut.

Danke Crystal für Alles =)